2. Advent: Innehalten und aufatmen

 

Träumen zu können, ist ein besonderes Talent. Aber es kommt auf den Ort und die Stunde an. Denn manchmal ist Achtsamkeit in der Außenwelt gefragt...

 

Unsere kleine Winterelfe ist voller Vorfreude im Bauch los geflogen. Sie lässt sich von ihrem Enthusiasmus voran treiben. Ihre Gedanken machen einen Höhenflug nach dem anderen, während sie die Gegenwart aus den Augen verliert. Anstatt beim Träumen inne zu halten, strebt sie vorwärts. So merkt sie nicht wie ein Sturm aufzieht, der sie schließlich mit sich mitreißt – ihrem Weg eine neue Richtung, einen gewaltigen Umweg, aufzwingt!

 

Ja, manchmal kann ein Zu-Viel-An-Licht, den inneren Motor zur Unachtsamkeit antreiben.

Das eigene Sein befindet sich dann nicht mehr in der Gegenwart,

sondern in der Zukunft, bei jenem gewünschten Ziel.

So kann das Denken immer mehr abschweifen,

von Sturmböen mitgerissen werden – unkontrollierbar.

 

Vielleicht ist das einer der Gründe, weswegen für unsere Vorfahren einst in der kalten Jahreszeit Rückzug angesagt war. Der Mensch wanderte und arbeitete nicht mehr so aktiv in der Außenwelt, sondern verbrachte seine Stunden in geschützten Räumen und Höhlen - in Dunkelzonen des eigenen Rückzugortes.

In der heutigen Zeit dagegen muss alles durch Licht erhellt werden, und jeder Wunsch regelrecht gehighlightet. Coaching ist das große Zauberwort. Je mehr Motivierung desto besser – zumindest wird dies so dargestellt.

 

Dieses Vorgehen entspricht im Grunde folgender Aktion:

Ein Mensch tritt aus dem dunklen Haus heraus ins blendende Sonnenlicht, und beginnt sogleich diesem Licht entgegen zu laufen.

 

Beim Träumen innerhalb eines geschützten Umfeldes, kann Mensch sich dies erlauben. Denn unsere Seele hat Flügel und darf diese durchaus so oft wie möglich nutzen, um dem Körper mehr Energie schenken zu können.

-> Evolutionsbedingt hat das schnelle blindlings drauf Loslaufen aber eine andere Bedeutung. Der Körper interpretiert dies als Flucht. Somit wird jedes Geschehen zwangsläufig „negativ“ bewertet. Als ein Synonym: Ich bin ein Opfer und werde gejagt. Jede „Berührung“ gleicht damit dem Tatzenschlag jenes hungrigen Raubtiers und triggert den Körper noch schneller zu werden…

Der Beginn eines Teufelskreislaufes würde ich sagen.

 

Von daher meine heutigen Fragen an Dich:

Kannst Du Deine eigenen Seelenflügel noch spüren?

Oder bist Du so am Rennen, dass Dich der Sturm der Außenwelt gefangen genommen hat?

 

Wenn dem so ist, dann nutze dies als Chance, um Dich zurück ziehen zu dürfen.

Genieße die Auszeit im Dunkeln, die Ruhe des darin Ankommen-Dürfens.

Du bist in Deiner Wohnung sicher und geborgen, darfst innehalten und aufatmen.